Steinbacher
Wichtige Faktoren für ein urbanes Leben sind das Angebot und die Verfügbarkeit von sozi-alen und kulturellen Einrichtungen. Dazu zählen neben Gemeindeämtern und anderen Ver-waltungsstellen auch Krankenhäuser, allgemein eine gute Abdeckung mit Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, Möglichkeiten der Kinderbetreuung, sowie ein vielfältiges Freizeitangebot. Bei der Untersuchung der infrastrukturellen Ausstattung der einzelnen Gemeinden zeigt sich ein sehr heterogenes Bild. Die beiden Städte Kufstein und Wörgl bieten zahlreiche Angebote und sind infrastrukturell gut ausgestattet (vgl. Experten_inneninterview Platzgum-mer). Die Problematik liegt eher in den kleineren Gemeinden wie Mariastein, die nur eine Wohnfunktion erfüllen. Hier gibt es zum Beispiel keinen Kindergarten (Karte 6), hingegen haben sich andere Gemeinden wie Kundl in den letzten Jahren stark entwickelt. Das wirtschaftliche Wachstum und ein hoher Bevölkerungsanstieg haben dort, sowie auch in Kufstein und Wörgl zu einer Vergrößerung der Gemeindeflächen geführt. Schwierigkeiten er-geben sich infolgedessen daraus, dass „wenn die Gemeinde größer wird […] die ganze Infrastruktur nachziehen [muss]. Man muss Kindergärten, Kindergrippen [und] Schulen [bauen] und schauen, dass alles nachzieht“ (Experten_inneninterview Mariacher).
Bildung und Kinderbetreuung
In Bezug auf Bildungseinrichtungen bietet die Untersuchungsregion ein breites und vielsei-tiges Angebot. Beginnend mit der niedrigsten Schulform lässt sich erkennen, dass jede Ge-meinde bis auf Mariastein und Rattenberg über mindestens eine Volksschule verfügt (Karte 6). Da diese beiden Gemeinden sehr klein sind, kann im Bereich der Volksschulen trotzdem von einer guten Abdeckung gesprochen werden. Bei den Pflichtschulen können bereits sie-ben der 18 Gemeinden keine unterhalten. Die Schüler müssen in diesem Fall eine weitere Strecke für ihren Schulweg zurücklegen, was sie vor erhöhte Mobilitätsanforderungen stellt. Ferner gibt es in der Region zwei Gymnasien in Wörgl und in Kufstein, sowie eine Fach-hochschule (vgl. data.gv.at 2017 c), die vor allem den Schulstandort Kufstein beachtlich aufgewertet hat (vgl. Expert_inneninterview Platzgummer).
Ein weiteres Thema in der Untersuchungsregion ist die Kinderbetreuungssituation. Außer Mariastein verfügt zwar jede Gemeinde über mindestens eine Kinderbetreuungseinrichtung (Karte 6), aber das Ergebnis einer Kinderbetreuungsstudie belegt, dass die Probleme vor allem bei den Öffnungszeiten der Einrichtungen liegen (vgl. Universität Innsbruck Institut für Soziologie 2017). Ein Großteil der Kindergärten hat nur bis 13 Uhr geöffnet. Infolgedes-sen sind für die Betreuung am Nachmittag häufig wieder die Mütter zuständig. Die Studie zeigt zudem, dass trotz Angebote bei der Nachmittagsbetreuung, diese nur selten angenom-men werden. Das liegt erstens daran, dass die traditionellen Familienstrukturen in den länd-lichen Gemeinden noch sehr stark vorhanden sind und zweitens häufig auf die Betreuung durch Familienangehörige zurückgegriffen wird (vgl. Expert_inneninterview Steinbacher). (vgl. Universität Innsbruck Institut für Geographie 2017).
Familieng’schichten
Die Urbanisierung hat einen direkten Einfluss auf das Leben der Bevölkerung, insbesondere das von Familien. Verschiedene gesellschaftliche Trends wirken auf sie ein und urbane Le-bensweisen dringen in ländliche Räume vor. Dieser Wandel trifft in gewissen Teilen auf die Unterinntalfurche zu. Die Erwerbstätigkeit der Frauen ist auch in der Unterinntalfurche an-gestiegen und liegt mittlerweile bei 71% (vgl. Expert_inneninterview Steinlechner/Exenber-ger). Wenn man die Beschäftigungsverhältnisse im Detail betrachtet, lässt sich erkennen, dass knapp ein Drittel der Frauen in Teilzeit bzw. geringfügigen Beschäftigtenverhältnissen angestellt sind (Abb. 12). Bei den Männern hingegen arbeiten 94% in Vollzeit (vgl. Statistik Austria 2009). In der Unterinntalfurche, speziell in den ländlichen Gemeinden, herrschen häufig noch die traditionellen Familienstrukturen vor. Das klassische Familienbild mit ein bis drei Kindern ist hier noch sehr verbreitet (vgl. Expert_inneninterview Margreiter; Steinbacher & Steinlechner/Exenberger). Das traditionelle Familienbild ist nichts desto trotz noch stark verbreitet. Das zeigte sich auch in der vorhergegangenen Kinderbetreuungsstudie (Uibk, 2017).