Untersuchungsstudie: Kinderbetreuung in der Region KUUSK

Moderne Gesellschaften sind von starken Individualisierungsprozessen gekennzeichnet. Diese Individualisierung findet sowohl in der Arbeits- als auch in der Lebenswelt statt. Ersteres beinhaltet zum Beispiel die Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen, bei der neben mangelnder Arbeitsplatzsicherheit auch niedrige Löhnen, Teilzeitbeschäftigung, befristete Verträgen sowie mangelnden Kündigungsschutz charakteristisch sind. Zusätzlich erfahren immer mehr ArbeitnehmerInnen bzw. Arbeitssuchende einen Druck zur Mobilität (zum Beispiel um Stellen in entfernteren Regionen annehmen zu können) und Flexibilität (keine fixen Arbeitszeiten oder wechselnde Beschäftigungszeiten- und verhältnisse). Typisch für all diese Entwicklungen ist ein Zurückgang der traditionellen, fixen Arbeitszeitmodelle, die durch atypische Modelle, flexible individuelle Arrangements und Zeitarbeitsverträge ersetzt werden.
Die parallel stattfindende Individualisierung der Lebenswelt findet ihren Ausdruck im Rückgang der traditionellen Familienmodelle, in denen einE PartnerIn einer Vollzeitbeschäftigung nachgeht, während der andere Partner Haushalts- und Betreuungsaufgaben mit geringfügiger oder Teilzeitbeschäftigung am Arbeitsmarkt verbindet. Wechselnde Partnerschaften, AlleinerzieherInnen, sogenannte Patchwork Familien prägen mehr und mehr die Erfahrungswelt von Menschen, sowohl in Städten, als auch in ländlicheren Gegenden.
Diese zwei gesellschaftlichen Veränderungen (Individualisierung der Arbeits- und der Lebenswelt) bringen neue Herausforderungen mit sich. Zu den traditionellen sogenannten „Sozialen Risiken“ wie Krankheit, Arbeitslosigkeit usw., die typischerweise öffentlich (oder zumindest öffentlich finanziert) abgedeckt werden, kommen neue soziale Risiken hinzu. Die durch die gesellschaftlichen Herausforderungen möglicherweise auftretenden Engpässe in der Kinderbetreuung kann demnach als eines dieser neuen sozialen Risiken gedeutet werden.
Vor allem für Frauen, und hier insbesondere für AlleinerzieherInnen stellt die Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsmöglichkeiten deshalb einen unverzichtbaren Anteil an der Möglichkeit zur Teilnahme am Arbeitsmarkt dar. Viele Frauen arbeiten darüber hinaus verstärkt in Berufen mit wechselnden Arbeitszeiten (wie zum Beispiel im Gesundheitssektor oder der Pflege), wobei diese Sektoren (und der Sektor der persönlichen und sozialen Dienste allgemein) als enorme Wachstumssektoren mit steigender Nachfrage nach Arbeitskräften gesehen werden müssen.
Wie bei allen sozialen Risiken gibt es auch bei der Kinderbetreuung unterschiedliche Möglichkeiten zur Abdeckung. Diese kann öffentlich (staatlich), formell marktwirtschaftlich, informell privat bezahlt (wie bei Babysittern) oder unbezahlt im persönlichen Umfeld erfolgen. Im Moment wird bei der Kinderbetreuung außerhalb der Schul- und öffentlichen Betreuungszeiten viel individuell, häufig im Familienbereich geregelt. Durch das gesellschaftliche Interesse an steigender Arbeitsmarktteilnahme können allerdings auch diese Ressourcen unter Druck geraten. Großeltern, zum Beispiel, stehen durch längere Erwerbsarbeitszeiten vielfach selbst noch im Berufsleben.

Projektziel

In einem Forschungsprojekt sollen deshalb die Zusammenhänge zwischen individueller Betreuungssituation und öffentlichem Angebot untersucht werden. Zentral stehen dabei die (gewünschte) Arbeitsmarktteilnahme, sowie der Bedarf an verfügbaren Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Die folgenden Fragen werden demnach behandelt:

  • Wie wird Kinderbetreuung heute organisiert und abgedeckt und welche Entscheidungen stehen dahinter?
  • Welchen Einfluss hat das derzeitige Angebot an Kinderbetreuungsmöglichkeiten auf individuelle Entscheidungen (zur Arbeitsmarktteilnahme)?
  • Besteht ein Bedarf an öffentlicher Kinderbetreuung, der das derzeitige Angebot überschreitet?

Info-Box

Projektträger: Regionalmanagement KUUSK
Projektpartner: AK Tirol
Projektlaufzeit: 07.03.2016 – 30.06.2017
Projektsumme & -quote: LEADER I 75 % I 9.178,50
Ansprechpartner: leader@rm-kuusk.at

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